Dieser Text erzählt von meinem ganz persönlichen Weg mit der Schenkökonomie – von ersten Schritten, berührenden Momenten, Herausforderungen und dem inneren Reifen auf einem neuen alten Pfad.
Mit Beginn des Jahres 2025 erfüllte sich ein Herzenswunsch: Mein Wirken im Mutterland durfte durch eine grosszügige private Schenkung erstmals ganz dem Prinzip der Schenkökonomie folgen – frei vom Geld, offen für alle, die sich gerufen fühlen.
Voller Elan startete ich in diese neue Form des Miteinanders. Und gleichzeitig wurde mir rasch bewusst, wie tief verankert unsere gewohnten Muster sind. Ich wollte für alle da sein, gab viel – und vergass dabei mich selbst. Nach nur vier Wochen bat mich mein Körper um Ruhe. Ich durfte erkennen: Selbstverantwortung ist ein zentrales Element im Schenken. Wie viel kann ich geben, ohne mich zu verlieren? Wie viel Zeit für Rückzug braucht mein eigenes Wesen, um aus der Fülle zu wirken?
Im Februar kehrte Leichtigkeit zurück. Ich fand mein natürliches Mass – und das Schenken wurde wieder zu dem, was es sein soll: eine freudvolle, lebendige Bewegung. Gleichzeitig erkannte ich, dass Schenkökonomie für manche Menschen eine Irritation sein kann. Die Abwesenheit fixer Preise brachte auch Unsicherheit mit sich. Manche langjährige Wegbegleiter:innen verabschiedeten sich. Das machte mich traurig – und zeigte mir zugleich, wie sehr unsere Kultur nach neuen Formen der Verbundenheit ruft.
Im März wuchs in mir der Impuls, die Schenkökonomie auf eine tragfähigere Basis zu stellen. Der Verein Mutterland – die Verbindung von Himmel und Erde wurde gegründet. Mit den Beiträgen der Fördermitglieder können wir künftig Begegnungstage, Jahreskreisfeste, Übungsgruppen und Gemeinschaftsformate ermöglichen – jenseits von Kommerz, ganz im Sinne eines gemeinsamen Tragens.
Im April spürte ich zum ersten Mal auch Ärger. Während um mich herum Ferien geplant wurden, war in meinem Budget kein Raum dafür – obwohl ich viel arbeitete. Ich begriff: Schenken ist nicht dasselbe wie „gratis“. Und: Schenken braucht Klarheit. Es braucht Kommunikation, Erfahrungsräume, gelebte Beispiele. Nur durch Erleben wächst Verständnis – und aus dem Verstehen reift ein neuer Umgang.
Der Mai brachte mir eine tiefere Erkenntnis über die Ebenen des Lebens:
Die Erde schenkt uns unaufhörlich – Luft, Wasser, Wärme, Nahrung. Kostenlos. Lebendig. Bedingungslos.
Und dann ist da das wirtschaftliche System – mit Preisen, Besitz, Kontrolle. Für vieles, was eigentlich Geschenk ist, zahlen wir Geld. Und vielleicht bald auch für die Luft?
Für mich ist klar: Wahres Leben entsteht aus dem Schenken. Aus dem Miteinander, nicht aus der Kontrolle. In meinem Weltbild ist Geld kein Lichtträger. Es ist ein System, das oft trennt statt verbindet – und unsere Beziehung zur Erde überlagert.
Doch ich glaube an die Wandelkraft der Pionier:innen. Es braucht Menschen, die neue Wege eröffnen, indem sie sie gehen. Menschen, die sich erinnern: Schenken ist heilig. Schenken ist Leben.
Von Herzen freue ich mich, am kommenden 7. Zuvuya Festival einen Kreis zu öffnen, in dem wir gemeinsam der Schenkökonomie begegnen – lauschend, teilend, forschend. Wir sprechen über unsere Erfahrungen, spüren in das, was uns bewegt, und erkunden, wie sich dieser Weg des Gebens und Empfangens in Gemeinschaft weiter entfalten kann.
Wenn du den Ruf in deinem Herzen vernehmen kannst, dann folge ihm. Unser Kreis heisst dich willkommen – als Seele, die sich erinnert, dass wahres Geben aus dem Geist der Verbundenheit geschieht. Lass uns gemeinsam dem alten Wissen des Schenkens lauschen und es neu ins Leben weben.
Sabine Kapfer
Mutterland, 2. Juni 2025
Verein Website: www.mutterland-verein.com
Praxis Website: www.sabinekapfer.ch
PS : Als kleines Geschenk für dich noch zwei PDF’s zur Inspiration